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Vegusto B2B
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Der junge Werner Zimmermann hält einen Vortrag inmitten der Natur.
Als mein Vater Anfang 20 war, gab es einen
Volksprediger namens Werner Zimmermann, der ihn stark prägte. Er hielt in der
ganzen Schweiz Vorträge über ein natürliches, gesundes und freies Leben, wobei
der Vegetarismus dabei immer eine wesentliche Rolle spielte. Durch ihn entstand
die erste Vegetarierbewegung in der Schweiz.
Der Bruder meines Vaters, mein Onkel
Friedli, war ein echter Pionier seiner Zeit. Er schnitt z.B. seine Hosenbeine
ab, um als Erster im Dorf kurze Hosen zu tragen. Auch trug er sein Hemd offen –
damals undenkbar. Inspiriert durch Werner Zimmermann verzichtete er auf Fleisch.
Mein Vater schloss sich ihm bald an. Das war etwa im Jahr 1929.
Mein Vater entschied sich aus ethischen Gründen – aus Liebe zu den Tieren – für den Vegetarismus. Als er mit 30 Jahren meine Mutter heiratete, hat sie dem Vater zuliebe ebenfalls umgestellt.
Ja, wir sind so aufgewachsen. Unsere Eltern
waren sehr engagiert: Meine Mutter gab vegetarische Kochkurse, um zu zeigen,
dass vegetarisch kochen einfach, gesund und schmackhaft sein kann. Beide hörten
viele Vorträge, lasen Bücher und Zeitschriften, z.B. über Naturheilkunde,
Kneippen und Vegetarismus. So wuchsen wir ganz selbstverständlich in diese
Themen hinein.
Natürlich war das ein Begriff, zumindest in
unserem Dorf. Alle wussten, dass die Familie Schmid, so hiessen wir damals,
kein Fleisch isst und dass die Kinder auch kein Fleisch essen. Wir galten als die Spinner im Dorf und die
Kinder, haben uns oft gehänselt. Aber unsere Eltern haben
uns immer unterstützt.
Mein Vater sagte: "Wenn jemand einen blöden Spruch macht, antwortet mit einem genauso blöden Spruch zurück." Das taten wir dann auch und waren ganz stolz darauf.
Die Hochzeit von Gertrud und Max Schmid
Gertrud Schmid mit Tochter Ella
Ja, wir sind dabei geblieben. Wir waren viel
in Kreisen unterwegs, in denen vegetarische oder naturheilkundliche Themen
präsent waren – etwa im Kneippverein oder Verein für Volksgesundheit. Damals gab
es einen richtigen Boom an Möglichkeiten, wie man tierliebend und gesund leben
konnte.
Meine Schwester und ich haben unsere Kinder
genauso vegetarisch aufgezogen, wie es unsere Eltern mit uns getan haben.
Meiner Ansicht nach würde jedes Kind aus Liebe zu
den Tieren vegetarisch leben, wenn man es liesse.
Oft wird aber bereits Fleisch in die Babynahrung
gemischt. Früher war es üblich, dass Kinder zum Fleischessen gezwungen wurden,
wenn sie es ablehnten. Und so blieben die meisten aus Gewohnheit auch dabei. Sozusagen werden viele Kinder zum Fleischessen erzogen.
Kinder essen in der Regel nur stark
verarbeitete Produkte wie Würste oder Fischstäbchen. Essen, welches nicht mehr
nach dem ursprünglichen Tier riecht oder aussieht. Wenn Kinder nie Fleisch
bekommen, entwickeln sie auch kein Verlangen danach. Oft mögen sie nicht einmal
den Geruch.
Das zeigen meine Kinder und auch meine
Enkelkinder. Sie sind nun bereits die vierte Generation Vegetarier und leben
heute vegan, aus eigener Überzeugung.
Ich bin überzeugt, dass mir die vegetarische,
inzwischen vegane Ernährung, nur Vorteile bringt.
„Puddingveganer“ zu sein reicht natürlich
nicht aus. Auf eine möglichst ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung
sollte grundsätzlich geachtet werden.
Wirklich gesund bleiben kann
man aber nicht nur über die Ernährung. Körper, Seele und Geist gehören
zusammen. Und da spielen so viele Faktoren mit, dass man nicht einfach ein
Rezept rausgeben kann. Aber ein tierfreier Lebensstil ist
ein wesentlicher Beitrag.
Meine Eltern gingen von der Mischkost zum
Vegetarismus über, meine Kinder vom Vegetarismus zum Veganismus. Und ich habe
mich von meinen Kindern überzeugen lassen, dass
Veganismus die einzig echte Entscheidung ist, wenn einem das Wohl der Tiere
wichtig ist.
Wenn man für den Tierschutz einsteht, kann
man z.B. auch keine Lederschuhe mehr tragen – denn auch darin steckt Tierleid.
Bei der
vegetarischen Ernährungsweise war in meiner Familie immer die Ethik im
Vordergrund. Und darum ist der Schritt zum Veganismus ganz klar: Man kann nicht
Milch konsumieren, ohne dass die Kälbchen von der Mutter weggenommen werden. Wenn
man also wirklich weiter nachdenkt, kann man dann auch keine Milchprodukte mehr
konsumieren - konsequent heisst vegan.
Deshalb ist für mich der Schritt zum
Veganismus nur logisch.
Als mein Sohn mit Mitte 20 auf vegan
umstellte, war ich noch nicht so begeistert.
Aber ich habe nach und nach meine Ernährung
innerhalb von 10 Jahren umgestellt. So lebe ich, seitdem ich 60 Jahre alt bin
vegan.
So jung: links Claire (Schwester), rechts meine Grossmutter Ella.
Ella rechts, Claire links – beide Anfang zwanzig, modisch ihrer Zeit voraus und stets voller Wanderlust.
Ca. 2015: Links Claire, rechts Ella
Ella bemalt von Hand und voller Freude Kleiderbügel, Steine und malt wunderschöne Blumenbilder. Diese verschenkt sie.
Eine Ernährungsumstellung ist meiner Meinung nach
zu jeder Zeit möglich. Ich selbst war ja auch schon in
einem fortgeschritteneren Alter, als ich meine Ernährung umstellte.
Die Umstellung ist immer individuell. Wichtig ist, sich gut zu informieren, passende Bücher zu lesen, Rezepte auszuprobieren und sich ggf. beraten zu lassen.
Die Vegetarier haben sich untereinander immer wieder getroffen, wir waren ja eine Minderheit im Vergleich zur grossen Zahl an Mischköstlern.
So hat man den Kontakt und den Austausch zueinander gesucht und
sich z.B. bei Treffen und Lagern kennengelernt.
Als Erwin Kessler durch seine Zeitschrift immer bekannter wurde, habe ich ihn erstmals bei einer Veranstaltung kennengelernt. Damals war der VgT gerade richtig bekannt geworden. Aber nicht alle fanden seine Arbeit gut. Dadurch wurde Erwin leider auch oft kritisiert.
Ich finde es wunderbar, wenn Menschen sich
für die Freiheit der Tiere einsetzen und anderen bewusst machen, was täglich in unserer
fleischorientierten Gesellschaft passiert.
Da ich heute mehr Zeit habe, male ich Blumenmotive auf Kleiderbügel oder Steine, die ich verschenke.
Grosse Freude macht es mir auch, wenn diese kleinen Kunstwerke vegane Projekte unterstützen, wie beispielsweise den VgT-Lebenshof in Buhwil auf dem meine Enkeltochter gerade arbeitet.
Leo Tolstoi sagte: „Solange es Schlachthäuser gibt, wird es Schlachtfelder geben.“
Alle wollen Frieden, aber sie töten und töten und töten.
Albert Schweitzer predigte die Ehrfurcht vor
allem Leben und genau das ist auch meine Überzeugung.
Wenn wir die Natur nicht länger aus Gier
ausbeuten, sondern alle Lebewesen leben lassen und wir Menschen friedvoll
miteinander umgehen, dann gibt es Frieden auf der Erde.
Wirklicher Frieden beginnt im Umgang mit den
Lebewesen um uns herum, so auch mit den Tieren.
Das ist meine Lebenshaltung. Ich wünsche mir, dass immer mehr Menschen diese
Lebenshaltung praktizieren und wir dadurch mehr
Frieden auf der Welt schaffen, für alle Lebewesen.
Und ich wünsche mir auch, dass meine
Lebenshaltung eine Inspiration für andere sein darf.
September 2025: Mit knapp 85 Jahren fängt Ella wieder an Velo zu fahren. Das hatte sie schon immer geliebt!